Ausstellung: „Wie fühlt sich das Alter an? – 12 Antworten“

Wie fühlt sich das Alter an - Interview

Waltraud P., 90 Jahre, beim Interview in ihrem Zimmer

Alt werden, auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein und nicht mehr zu Hause leben zu können – für viele eine unerträgliche Vorstellung. Doch wie sieht das Leben von älteren Menschen tatsächlich aus, die in Einrichtungen leben?

In einer Ausstellung im Berliner Abgeordnetenhaus zu zwölf ganz realen Biographien kommen sie selber zu Wort.

 

 

Wie fühlt sich das Alter an - Ausstellung Einladung

Herzlich willkommen zur Ausstellung im Abgeordnetenhaus Berlin!

Jetzt ist es so weit, wir freuen uns sehr: Willkommen zur Ausstellung!

Wie fühlt sich das Alter an? – 12 Antworten

Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin
Ralf Wieland
lädt Sie zur Eröffnung der Ausstellung
am Dienstag, dem 14. April 2015, um 13 Uhr
in die Wandelhalle des Abgeordnetenhauses von Berlin ein.

Begrüßung:
Anja Schillhaneck – Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin
Dr. Gisela Grunwald – Geschäftsführerin der Sozialstiftung Köpenick
Ines Feierabend – Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Thüringen
Marion Schütt – synopsisfilm Berlin

Rundgang durch die Ausstellung mit anschließendem Empfang.

Ausstellungsdauer: vom 14. April bis 24. April 2015.
Näheres zu Adresse und Öffnungszeiten

Das Ausstellungsprojekt ist eine Kooperation zwischen der Sozialstiftung Köpenick und synopsisfilm: Marion Schütt, Rita Preuß und ich (Susanne Wolkenhauer) haben dafür im Herbst 2014 Interviews mit Bewohner/innen des Seniorenzentrums der Sozialstiftung Köpenick und des Wohnheims Mentzelstraße für erwachsene Menschen mit Behinderungen geführt und fotografiert.
Neben Katalog und Ausstellungstafeln, auf denen historische und aktuelle Fotos unserer rasch liebgewonnenen “Stars” die Texte begleiten, vermitteln Hörstationen einen unmittelbaren auditiven Eindruck von den Persönlichkeiten der hier portraitierten Menschen.

Einladungskarte zur Ausstellung “Wie fühlt sich das Alter an? – 12 Antworten”
Pressemitteilung


Alte Menschen kennen lernen – ein Geschenk
Wie fühlt sich das Alter an - Dietger S.

Dietger S., 71 Jahre – aktuelles Portrait von Marion Schütt und Jugendbildnis

Unglaublich bereichernd – ich glaube, das trifft am besten, was ich mit der Arbeit für diese Ausstellung verbinde.
Ich war bei neun der Interviews vor Ort im Seniorenzentrum der Sozialstiftung Köpenick mit dabei – wir haben sie jeweils zu zweit geführt. Während der Gespräche entstanden auch aktuelle Fotos (bei zweien habe ich fotografiert, das war ansonsten Marions Part), für die Ausstellung wurden sie ergänzt durch historische Familienbilder aus den privaten Fotoalben.

Die Geschichten unserer Interviewpartner/innen reichten von der Adresse des Geburtshauses über die Farben des geliebten Kinder-Badeanzugs (“Klar weiß ich das noch, der war rot, mit weißen Möwen drauf!”) und das Erleben von Hunger, Kriegseinsätzen (“Wenn die Bomber in Hannover waren, war dicke Luft bei uns.” – Erzählung eines damals 15-jährigen Luftwaffenhelfers), von Berufserfahrungen in der DDR der Nachkriegszeit über Wende-Erfahrungen bis zur Umstellung auf das heutige Leben im Seniorenzentrum (“Mein ganzes Wohnzimmer habe ich mitgenommen – es ist wie zuhause!”).

Wie fühlt sich das Alter an - Walter S.

Beredte Hände: Walter S., 94 Jahre

Viele Stunden haben wir mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammen gesessen, gefragt, gelauscht und gestaunt, schwere von Seufzern unterbrochene Erinnerungen ebenso zu hören bekommen wie gemeinsam Tränen gelacht. Jedes Mal hat sich eine ganz eigene Welt wie ein Bilderteppich vor uns ausgebreitet. Und jedes Mal haben wir uns erfrischt von Freundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit aus den Zimmern oder Aufenthaltsräumen verabschiedet. Aber da war gleichzeitig auch immer das Bewusstsein einer großen Verantwortung: Wir haben ein Füllhorn an Leben vertrauensvoll in die Arme gelegt bekommen, und daraus soll nun – auf natürlich immer viel zu wenig Platz – ein Portrait der jeweilige Person entstehen, das sie in ihrer ganzen individuellen Menschlichkeit einfängt.

Waltraud P., jetzt 90 Jahre - aus einem Fotoalbum anno 1939

Waltraud P., jetzt 90 Jahre – aus einem Fotoalbum anno 1939

Eindrücklich waren alle diese Gespräche: “Mensch, hast du das auch so verstanden, ist doch unglaublich, was die erlebt hat!” oder: “Stell dir mal vor, das wäre dir so passiert – ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, unglaublich, einfach nur Hut ab.” – Nicht nur auf dem Rückweg vom Seniorenzentrum, sondern teils noch in unseren Träumen oder als Gedankenblitz Wochen nach einem Interview hat uns so manches aus den Lebensgeschichten weiter beschäftigt.

Wir haben mit dem Einverständnis der Portraitierten alle Begegnungen auf Diktiergeräten aufgezeichnet und dann zuhause wörtlich abgetippt. Aus diesen Transkripten – manchmal mussten wir die Essenz aus um die 30 Seiten herausdestillieren – entstanden die Texte in reiner Interviewform, die dann natürlich ebenso wie die verwendeten Fotos auch nochmal von unseren Interviewpartner/innen abgenickt wurden. Bis auf ganz wenige Änderungswünsche waren alle mit unseren Vorschlägen einverstanden, einige sogar gerührt von „ihren“ Texten unnd Bildern – für uns das größte Lob.

Jetzt fiebern wir der Ausstellungseröffnung entgegen: Das stets sehr freundliche und hilfreiche Personal der Sozialstiftung macht´s möglich, all unsere Interviewpartner/innen – jeweils mitsamt Rollator oder Rollstuhl – werden von Köpenick aus zur Vernissage ins Abgeordnetenhaus kommen!
Wir freuen uns schon jetzt sehr auf dieses Wiedersehen.

Alter

Wer sagt, dass romantischer Lesestoff nichts für einen über 90-jährigen Herren wäre?!

Noch zwei Anekdoten am Rande:

Haben Sie schon mal über 80-Jährige frisch Verliebte erlebt? Wir schon: Auf einer Station hatte ein Paar sich wenige Monate vor unserem Eintreffen gefunden, zärtlich Händchen haltend saßen die beiden beim Interview. Einfach schön.

Und wann sind Sie das letzte Mal mit Handkuss verabschiedet worden? Wir nach einem Interview, von einem 95-Jährigen äußerst charmanten Herren, der uns dann noch bis in den Aufzug hinein nachwinkte. Er ist inzwischen leider verstorben. Aber wir durften ihn kennen lernen – und ein kleiner Nachhall seines Lebens lässt sich vielleicht auch weiterhin in der Ausstellung „Wie fühlt sich das Alter an? – 12 Antworten“ finden.

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