Aufgewacht – es regnet. Kaffee getrunken – es regnet weiter. An den Schreibtisch gesetzt, telefoniert, gemailt, rundum Stöhnen über das miese Wetter – draußen glänzen die Dächer vor Nässe.
Glänzen?! Moment mal, da müsste sich doch was draus machen lassen!
Wer sich traut, das Ein-Glück-dass-ich-im-Trockenen-bin-Gefühl zu überwinden, wird belohnt: Nasse Straßen, in denen sich Silhouetten und Autolichter spiegeln, bunte Regenschirme, Farben, die sich vom Grau besonders schön abheben, akrobatische Pfützenspringer, eine ganz eigene verhangene Stimmung …
Fotografieren bei Regen mit Kapuze und Tüte
Schirm halten und fotografieren, das klappt nur mit ganz kleinen Kameras so einigermaßen. Besser, Sie zupfen aus einer Plastiktüte (Mülltüten sind ideal) ein Loch fürs Objektiv raus und sichern das Ganze mit einem Gummi. Und klar, auch Sie selber sollten gut verpackt sein.
Mehr dazu lesen Sie hier: “Glänzende Straßen und Regentropfenportraits – Wetterschutz bei Regen“.
Ich gestehe, dass ich letztes Mal just die Mülltüte vergessen hatte. Dann hilft nur Improvisieren: Danke an dieser Stelle nochmal an die sehr freundliche Frau vom Blumenladen an der Ecke!
Nach der Rettung per Tüten-Spende grinste gleich der nächste Fahrradkurier anerkennend über meinen schick grün eingepackten Fotoapparat.
Ideal: die Tücken der Straße
Eigentlich war ich auf der Suche nach möglichst vielen bunten Regenschirmen – bloß: Selbst die Touristen waren wohl großteils zuhause geblieben oder in den diversen Museen verschwunden. Suchender Blick, wo sind sie denn alle, an der nächsten Ampel wäre ich ums Haar in eine riesen Wasserlache gestolpert. Dann der Gedankenblitz: Pfütze, drüber weg, Moment … Da gab es doch diese genialen Pfützenspringerinnen von Friedrich Seidenstücker! Sofort umkehren!
Klar, man bekommt nasse Knie, wenn man mehrere Ampelphasen hingekauert neben einer Pfütze verbringt. Und leider heiße ich auch nicht Seidenstücker und die Hüte sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Aber sei´s drum, sollen ruhig mal die anderen Slapstick vorführen, Spaß macht das allemal.
Blick von oben
Die Idee mit den Regenschirmen wollte ich trotzdem noch nicht aufgeben. Gefunden habe ich sie dann an einer Einkaufsstraße – nur um vor dem nächsten Problem zu stehen: Ich bin recht klein, und die Kamera ohne Hülle vor dem Display in den Regen nach oben strecken wollte ich nicht. Also ab nach oben!
Als Standpunkte bieten sich öffentlich zugängliche Orte wie Brücken oder Bahnsteige an. Auch so eine Suche kann ungeahnte Ergebnisse haben; ich habe auf diese Art eine Plattform entdeckt, die ich sonst nie betreten hätte …
Trockenphase
Allzu lange werden Sie wahrscheinlich im Regen nicht unterwegs sein, irgendwann wird es dann doch ungemütlich.
Bevor Sie Ihre Kamera wieder in die Tasche packen, trocknen Sie sie möglichst gut ab – ein paar Tropfen wird sie trotz Tütenschutz abbekommen. Die nasse Tüte selbst und Lappen, mit denen Sie Regentropfen vom Objektiv gewischt haben, haben in der Tasche nichts zu suchen! Denn wenn in ihrem Inneren in schönes Tropenklima entsteht, bahnt sich die Feuchtigkeit leicht den Weg in Objektiv oder Elektronik.
Ich lasse zur Sicherheit zuhause Kamera und Tasche nochmal ein paar Stunden offen liegen, bisher ist so alles gut gegangen.
Na denn: Kapuze auf den Kopf und raus geht´s! Vielleicht nutzen Sie ja auch die Abendstunden, dann gibt´s extra viele Lichter-Spiegelungen auf den nassen Straßen …
Ich wünsche jedenfalls viel Spaß dabei – und weiß schon, welcher Pfütze ich demnächst wieder einen Besuch abstatte.