Die unromatische Kerzenstimmung – Weißabgleich I

Sichtbar bei großen Unterschieden - die Lichttemperaturen

Nur im Extremfall mit bloßem Auge erkennbar: unterschiedliche Lichttemperaturen

Sie laufen in der Dämmerung durch die Straßen, schauen sich ein bisschen die Gegend an, bemerken erste erleuchtete Wohnungsfenster – richtig gemütlich sieht das aus, dieser warme gelbliche Lichtschein von drinnen …
Gelb?!

Später gucken Sie vom heimischen Wohnzimmer aus nach draußen, sind froh, drinnen zu sein, blau-schwarz fällt die Nacht …
Blau?!

Was wir mit bloßem Auge immer nur dann wirklich bemerken, wenn gleichzeitig große Unterschiede auftreten, ist die “Farbtemperatur”. Denn wieder einmal schafft unser Gehirn das Unmögliche: Es passt unsere Wahrnehmung an – egal, ob draußen in der Dämmerung, bei hellem Tageslicht oder bei Glühbirnen- oder Kerzenbeleuchtung, ein weißes Blatt Papier erscheint uns jedes Mal als weiß.
Eher unterbewusst nehmen wir wahr, ob eine Situation “kühl” (die Landschaft im Mondschein) oder “warm” (das romantische Candlelight-Dinner) angestrahlt ist.

Weißablgeich nicht der Automatik überlassen

Für eine romantische Stimmung darf das Foto ruhig mal warm getönt sein

Fotoapparate haben´s da nicht so einfach. Sie sind auf “neutral” geeicht und versuchen dem entsprechend, irgendwelche Farbstiche möglichst zu vermeiden.
Dafür gibt es den “Weißabgleich” (englisch “White Balance” – kurz WB): Bei gelbem Licht mischt die Kamera gezielt Blautöne mit dazu, bei blauem Licht steuert sie Gelb bei.

Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie das Abendessen bei Kerzenschein ebenso kühl wie die Mondlicht-Landschaft ablichten möchten …
Eins steht fest: Auch mit dem Weißabgleich lässt sich Ihr Bild beeinflussen – Sie können ihn also der Kameraautomatik überlassen, oder Sie nutzen ihn, um Ihre Bilder bewusst zu gestalten.

Weißabgleich – so stelle ich ihn ein
Weißabgleich Einstellungen

Die Kamera steuert gegen: Stellen Sie z.B. bei Tageslich den Weißabgleich auf “Glühbirne” ein, erkennen Sie den hinzugefügten Blaustich

Oben oder hinten an Ihrer Kamera ist ein kleiner Knopf mit der Bezeichnung WB; bei einigen (einfacheren) Kameramodellen erreichen Sie diese Einstellmöglichkeit auch übers Menü. Drücken Sie diesen Knopf, drehen Sie am Einstellrad nahe dem Auslöser. Jetzt erscheinen je nach Modell verschiedene Auswahlmöglichkeiten: Automatik, Sonne, bewölkter Himmel/Wolke, Glühbirne/Kunstlicht, Blitz, Leuchtstoffröhre, manuelle Einstellung, …

Manchmal wird zusätzlich auch noch ein Zahlenwert und die Bezeichnung “K” angegeben, denn die Lichttemperatur bemisst sich in “Kelvin”. Tageslicht oder Sonnenlicht entspricht dabei 5500K, bedeckter Himmel ist mit 6500 – 7500K bläulicher, wohingegen eine schummerige 40-Watt-Glühbirne sehr gelbe 2800K erzeugt. Und je nach Einstellung gleicht Ihre Kamera in die Gegenrichtung aus, um das Ganze wieder neutral zu machen.

Anmerkungen für Digital-Fotografen:
Für einen neutralen Bildeindruck ist der automatische Weißabgleich oft ziemlich gut. Sie können ihn in vielen Fällen getrost verwenden.
Und: Wer digital im RAW-Format fotografiert, ist ohnehin aus dem Schneider – bei RAW-Fotos kann man den Weißabgleich komplett nachträglich am Computer verändern (mehr dazu später).

Anmerkung für Analog-Fotografen:
Tja, Pech gehabt – Film ist Film, da gibt´s keine Einstellmöglichkeiten. Aber sollten Sie eine neutrale Wiedergabe bevorzugen, können Sie entweder farbige Filter verwenden (z.B. bläuliche für Kerzenlicht) oder auch spezielle Kunstlicht-Filme.

– Egal, ob Sie analog oder digital unterwegs sind: Probieren Sie mal mit unterschiedlichen Einstellungen oder Filmen/Filtern herum und staunen Sie über “künstlerische” Ergebnisse! Oder erleben Sie den feinen Unterschied, den ein ganz leicht veränderter Weißabgleich (z.B. einmal mit “Sonne”- und einmal mit “Wolken”-Variante) auf das gleiche Motiv zaubert …

Wie man den Weißabgleich in der Praxis verwenden kann und wann es sogar nötig ist, ihn selber einzustellen: Lesen Sie dazu demnächst mehr in “Kühlendes Nass und leckere Speisen – Weißabgleich-Tipps“.

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