Manchmal sehen sie ja toll aus, die nicht geplanten Flecken auf einem Foto: Da tauchen auf einmal runde, vieleckige oder ovale Lichter auf, manchmal nur einzeln, öfters auch in einer Reihe angeordnet – wow!
Andererseits: Manchmal nerven sie auch ziemlich. Also, was tun, um selbst bestimmen zu können, ob und wie diese geisterhaften Erscheinungen die eigenen Bilder zieren?
Verirrtes Licht
Lens Flares (zu deutsch so ungefähr: Linsenflecken) entstehen, wenn helles Licht von vorne bzw. schräg vorne in eine Kamera fällt: Die Lichtstrahlen brechen sich an den Blendenlamellen, der Oberfläche der Glaslinsen oder auch einfach der Wand innen im Objektiv und landen an einer anderen (unvorhergesehenen) Stelle. Ein bisschen ist das wie bei einer Billardkugel, die von der Bande abprallt und so ihre Richtung ändert.
Oft passiert das in klassischen Gegenlicht-Situationen, wenn Sie also die Kamera in Richtung Sonne halten. Aber auch helle Laternen oder andere künstliche Lichtquellen beim Fotografieren in dunkleren Räumen oder am Abend können diesen Effekt hervorrufen.
Vermeiden von Lens Flares
Streulichtblende aufsetzen
Bei vielen Objektiven wird eine “Sonnen-” oder “Gegenlichtblende” mitgeliefert oder ist als Zubehör nachzukaufen. Diese Aufsteck- oder Aufschraubblende ist genau dazu da, Sie vor den unerwünschten Lichteffekten auf Ihren Bilden zu bewahren.
Wenn Sie direkt ins Licht fotografieren, funktioniert das natürlich nicht (wäre ja auch nicht sinnvoll). Aber immer dann, wenn Licht schräg von oben oder von der Seite kommt: Dann werden von der Streulichtblende viele der Strahlen, die im Objektiv “Unsinn machen” könnten, abgehalten.
Also: Immer dranschrauben!
Mal abgesehen davon, dass Sie so weniger auf störende Lichtquellen achten müssen – die Blende schützt zusätzlich auch den empfindlichen vorderen Objektivrand.
(Und nebenbei: Jetzt wissen Sie auch, warum viele Fotografen selbst abends die “Sonnenblende” drauf haben …)
Genau gucken
Wenn Sie in einer “kritischen Situation” sind, das Licht also relativ von vorne kommt: Passen Sie schon beim Blick durch den Sucher oder auf das Display genau auf. Oft übersieht man während des Fotografierens die Reflexionen, aber wer bewusst darauf achtet, kann die hellen Flecken durchaus schon vor dem Auslösen entdecken.
Direkte Lichtquelle aus dem Bild rücken
Aaah, gefunden, da sind sie ja, die Lens Flares – und jetzt, wie kriege ich sie aus dem Bild?!
- Versuchen Sie, die Lichtquelle nicht so direkt von vorne zu erwischen: Ändern Sie ganz leicht Ihren Standpunkt oder Ihre Fotografier-Richtung, so dass die Sonne (oder Laterne) ein Stückchen außerhalb des Motivs liegt.
- Vielleicht können Sie auch in den Schatten eines Baumstamms, Blätterdachs oder Gebäudes treten und von dort aus fotografieren?
- Wenn Sie eine leichte Kamera haben, die Sie einhändig halten können: Versuchen Sie doch mal, mit der freien Hand das direkte Licht “wegzuhalten”, ähnlich, wie wenn Sie Ihre Augen gegen die Sonne abschirmen. Aber Achtung, dass Ihre Finger nachher nicht im Bild erscheinen!
Streulicht lieben lernen
Nicht immer lassen sich die Lichtflecken vermeiden – aber Sie können sie auch bewusst einsetzen.
Es gibt übrigens sogar Bildbearbeitungsprogramme, mit denen sie sich nachträglich ins Foto montieren lassen. Aber mal abgesehen davon, ob man sein Bild nachträglich manipulieren möchte: Ob das dann einen stimmigen Gesamteindruck ergibt?
Dass Lens Flares ein Bild “realer wirken lassen”, wie es auf Wikipedia zu lesen ist, wage ich ebenso zu bezweifeln.
Wie dem auch sei, wer Lichtflecken im Bild haben möchte, geht den Weg einfach genau umgekehrt – jetzt muss die Sonne bzw. Lichtquelle schräg ins Objektiv hineinscheinen.
Manchmal ergießt sich die Sonne dann auch in Bahnen über das Bild, oder das Streulicht schafft eine verzaubert-kontrastarme Stimmung …
– Testen Sie die verschiedenen Möglichkeiten bei nächster Gelgenheit doch mal selbst aus, schaffen Sie einfach durch die Fotografier-Richtung wahlweise Fotos mit und ohne Lens Flares, mit knackigen Farben aus dem Schatten heraus oder durchs schräg einfallende Licht leicht verschleiert – Sie werden staunen, was es da mit ein paar Schritten hin oder her für Unterschiede gibt.
Was auch immer Ihnen persönlich dann gut gefällt: Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken!
Vielen Dank für die Themen-Idee zu diesem Beitrag an Ute Schirmack – wenn Sie auch eine Fotofrage haben: Schreiben Sie mir einfach eine Mail, ich bin gespannt!