Fotografieren im Sunset-Modus – Motivprogramme

Da kann ja nichts mehr schief gehen: Meine Kompaktkamera kann zaubern!
Mein Liebling unter den Motivprogrammen: das "Dicker-Fisch-Programm" für Aquariums-Fotos

Mein Liebling unter den Motivprogrammen: das “Dicker-Fisch-Programm” für Aquariums-Fotos

“Optimierte Aufnahmen von Personen” gibt es da ebenso wie “Innenaufnahmen in natürlichen Tönen” oder “Natürlich wirkende Aufnahmen von Szenen im Schnee” – und mit dem Programm “Kinder & Tiere” werde ich “Keine Aufnahmen von sich bewegende Objekten versäumen”. Gelobt seien die vielen schönen Motivprogramme!

 

Zu finden sind diese Programme meist per Programmwahlrad direkt oben an der Kamera oder gesammelt unter der “Scene”-Voreinstellung. Gedacht sind sie vor allem für Einsteiger: Auch unerfahrenen Nutzern sollen mit der frisch erworbenen Kamera ohne viel umständliches Rumgemache tolle Bilder gelingen.

Nachteile der Fertig-Mischungen
Ohne Motivprogramme

Irgendwie ging es früher doch auch ohne Voreinstellungen …

Für alle Gelegenheiten ist gesorgt – warum sollte ich dann jemals wieder selber etwas einstellen?
Klare Antwort: Weil Sie bei den Motivprogrammen quasi keine Einflussmöglichkeit mehr haben.

So sucht sich der Autofokus grundsätzlich selber aus, worauf scharf gestellt wird; oft liegt die Automatik richtig, aber eben nicht immer. Auch in Sachen Blende, Verschlusszeit, ISO und Weißabgleich übernimmt die Kamera komplett die Regie.
Als Bildformat ist grundsätzlich JPG voreingestellt, weil die Bilder so gleich “knackig” aus der Kamera kommen – im Gegensatz zu flauen RAW-Fotos, die man aber später besser bearbeiten kann.

Wer lieber selber das Heft in der Hand behält oder “nur” eine große Kamera ohne schicke Gimmicks besitzt: Sehen Sie Vollautomatik oder Motivprogramme als Zusatz-Angebote. Probieren Sie sie unerschrocken aus – oder nutzen Sie sie auch mal anders herum: Der Blick hinter die Kulissen hält durchaus den ein oder anderen Tipp bereit, den Geübtere dann nach Lust und Laune per Hand einstellen könnten.

Spiel mit alten Bekannten

Fotografie spielt vom Handwerk her mit Licht und Farben – andere Zutaten gibt es auch in der Motivprogramm-Küche nicht. Eine Prise voreingestellte Blende, zwei Esslöffel Verschlusszeit, gerne noch ein Schuss Weißabgleich zum Abrunden, das war´s dann in unterschiedlichen Zusammensetzungen aber auch schon so ziemlich.
Die Programmierer erstellen also verschiedene “Fertigprogramme” – und weil Geschmäcker unterschiedliche sind, fällt das Sonnenuntergangs-Programm bei Sony vielleicht einen Tick anders aus als bei Nikon oder Olympus.

Unterschiedliche Hauptzutaten

Je nach Motivprogramm stehen unterschiedliche “Hauptzutaten” im Vordergrund.

Blende
Motivprogramme - Blende

Alte Bekannte: Mit der Blende wähle ich aus, wie viel vom Bild scharf sein soll

Im Portrait-Modus wählt die Kamera eine relativ offene Blende vor (kleine Blendenzahl, z.B. f 2,8), damit der Hintergrund etwas unscharf aussieht und nicht von der Person ablenkt.
Manchmal schafft zusätzlich ein leicht warmer Weißabgleich angenehme Hautfarben – Mensch, was bin ich auf dem Foto strahlend verjüngt, wie schön!

Mit einer mittleren oder geschlossenen Blende gelingen hingegen “optimierte Landschaftsaufnahmen“, die durchgehend scharf sind.
Unter anderem ist dann auch der Blitz automatisch ausgeschaltet, damit niemand versucht, mit dem meist winzigen Einbaublitz eine ganze Landschaft auszuleuchten.

Im direkten Vergleich zu “Portrait” fallen bei “Landschaft” manchmal sattere Farben und ein etwas höherer Kontrast auf – denn das tut den Hügeln in dunstiger Atmosphäre gut, ganz im Gegensatz zu den Lachfältchen im Gesicht.

Verschlusszeit und ISO
Motivprogramme - Verschlusszeit

Die Verschluss- oder Belichtungszeit ist wichtig bei bewegten Motiven

Kinder ebenso wie Tiere halten einfach nie still, daher die etwas seltsame Namens-Kombi “Kinder & Tiere“. Leider geht die Kamera zwar nicht von alleine in die Knie, um Fifi auf Augenhöhe zu fotografieren. Aber sie wählt eine kurze Belichtungszeit, damit auch Ungeübte nicht nur verwischte “schnelle Streifen” abbilden.

Beim Programm “Sport” wird zusätzlich die Reihenaufnahme mit eingeschaltet: Solange Sie den Auslöser gedrückt halten, macht die Kamera Fotos, und jedes Mal versucht die Fokus-Automatik zwischenrein fix scharf zu stellen. Der Blitz ist aus, weil er ohnehin nicht ein ganzes Spielfeld erleuchten könnte. Stattdessen gehen in der dunklen Sporthalle automatisch die ISO-Werte nach oben.

Eine lange Verschlusszeit ist hingegen Grundbestandteil bei “Nachtaufnahmen” oder “Feuerwerk“: Beide Male empfiehlt die Kamera im Beitext ein Stativ zu verwenden, denn gleichzeitig soll eine geringe ISO-Zahl für Bilder ohne krisseliges Rauschen sorgen. Available-Light-Fotografie aus der Hand ist aber nicht möglich.
Bei meiner kleinen Canon ist “Feuerwerk” ein besonders rigoroses Beispiel: Das Programm beharrt stur auf ganz festen Voreinstellungen. Denn gewünscht sind ja glatt schwarzer Himmel (ISO 80) und Lichtstreifen von den Raketen (volle 2 Sekunden Zeit zum Durchs-Bild-Sausen), und weil Sie bei Dunkelheit nicht so gut fokussieren können, sorgt eine ganz kleine Blende für durchgehende Schärfe … meine Kleene geht auf Nummer sicher, nicht dumm.

Weitere Motivprogramm-Zutaten
Motivprogramme - kreativ

We sagt, dass man “Sonnenuntergang” nicht auch kreativ nutzen kann?!

Auch mit dem Weißabgleich (schön rötlich beim Programm “Sunset”, knackig gelbgrün bei “Laub” und ordentlich gelb als Ausgleich gegen das viele Blau bei Unterwasseraufnahmen) sind verschiedene schicke Tricks und Voreinstellungen möglich. Bei “Nacht-Schnappschuss” sorgt ein Aufhellblitz dafür, dass Portraits vor abendlicher Lichterkulisse gelingen. Und mit der Wahl auf “Strand” oder “Schnee” schalten Sie eine automatische Überbelichtung ein, damit die von der Sonne gleißend beschienenen Flächen nicht öde grau erscheinen …

– Schnappen Sie sich doch mal Ihre eigene Kamera und testen Sie durch, was es da so an Voreinstellungen gibt oder auch, was die Vollautomatik Ihres Fotoapparats so veranstaltet!
Wenn Sie schon beim Fotografieren mal auf die Angaben zu Blende, Zeit oder ISO achten oder später am Computer einen Blick auf die Exif-Daten Ihrer Bilder-Beute werfen, stehen Sie schon mit einem Fuß in der Programm-Zauberküche.
Und vielleicht bekommen Sie ja Lust, die ein oder andere “Gelungene-Bilder-Zutat” für Ihre nächsten selbst eingestellten Fotos zu übernehmen und weiter auszuprobieren – viel Spaß!

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