“Das war ein klasse Urlaub – super Sonnenschein, tolle Landschaft, wow! Aber mit den Fotos von dem schönen weißen Strand ist es komisch: Die sehen alle aus, als ob Schlechtwetter gewesen wäre …” – “Ist ja seltsam, bei meinen Skifahr-Fotos vom Winter war es genauso, und ich hab schon überlegt, ob die Kamera kaputt ist!”
Tatsächlich, irgendwie haben sowohl der helle Sand als auch der Schnee einen Graustich. Nicht so gut!
“Und bei mir ist der romantische Abenspaziergang in der Blauen Stunde irgendwie schlecht getroffen. Schaut aus wie immer noch Nachmittag, dabei war es schon viel dunkler!”
Wie kommt sowas, und was kann man dagegen tun?
Auf Mittelwerte eingestellt: Der Belichtungsmesser Ihrer Kamera
Das Besondere zum Beispiel an Schneefotos ist, dass viel Weiß abgebildet wird – viel mehr, als auf “normalen” Bildern. Ähnliches gilt bei vielen Bildern vom Strand. Denn eines ist solchen Szenen gemeinsam: Insgesamt ziemlich hell, das Ganze.
Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Ihre Kamera ist dafür ausgelegt, “schöne”, also richtig belichtete Fotos von “normalen” Situationen zu machen. Dunklerer Boden unten, hellerer Himmel oben – oder sonstige Motive, die weder übermäßig hell noch übermäßig dunkel sind.
Wenn Sie sich so ein “normales” Foto in Schwarz-Weiß vorstellen und all diese Helligkeiten von Weiß bis Schwarz zusammenmischen, bekommen Sie so ungefähr ein mittleres Grau heraus. Und damit “rechnet” Ihre Kamera auch …
Ergebnis: Der Belichtungsmesser ist von all dem Schnee total überfordert und bietet Ihnen auch bei so einer Extremsituation brav ein mittleres Grau an. Und das finden Sie dann zu Ihrer Verblüffung auf dem Foto wieder – außer, Sie greifen per Hand ein.
Schnee weiß fotografieren
Bringen Sie Ihrer Kamera bei, keinen mittelgrauen Mischmasch zu machen:
Das Schneebild (und das gilt auch für die weiße Maus im Rahmtopf, die weiß gestrichene Wand und zahlreiche vergleichbare Motive) ist durch die automatische Belichtungseinstellung zu dunkel geraten. Also müssen Sie absichtlich überbelichten, mehr Licht als normal aufs Bild fallen lassen.
Der Belichtungskorrektur-Knopf hat meist die Markierung +/- und sitzt oben oder an der Rückseite Ihrer Kamera. Drücken Sie ihn und drehen Sie gleichzeitig am Einstellrad nahe dem Auslöser. Jetzt sehen Sie im Sucher oder auf dem Display eine Skala, auf der Sie Werte im Plus- oder Minusbereich wählen können, normalerweise eingeteilt in Drittel-Schritte.
Nehmen Sie für das Schneebild versuchsweise mal “+1” (Ihr Foto bekommt doppelt so viel Licht wie ohne Korrektur). Testfoto – Klick! Und, wie schaut es auf dem Kameradisplay aus?
Je nach Sonnenschein könnte das Ergebnis auch mit einem noch größeren Wert “richtig” aussehen, probieren Sie einfach ein wenig herum.
Das Schöne ist: Ihre Kamera merkt sich den Korrekturwert. Solange Sie also auf der Skipiste bleiben und die Lichtverhältnisse stabil sind, können Sie mit Ihrer Voreinstellung einfach weiter fotografieren.
Aber Achtung: Danach Zurückstellen nicht vergessen! Sonst werden aus den nächsten Portraits wahre Bleichgesichter …
Nachtfotografie und schwarze Katzen
Genau anders herum funktioniert das Ganze, wenn Sie insgesamt sehr dunkle Motive ablichten möchten.
Ohne Eingreifen tendiert Ihre Kamera dazu, die Nacht soweit wie möglich zum Tage zu machen – wieder versucht der Belichtungsmesser, ein “mittelgraues” Bild herzustellen. Vorbei der schöne Abend-Effekt.
Also diesmal: +/- Schalter drücken und Einstellrad in Richtung Minus drehen – aah!
Diese Einstellung können Sie auch nutzen, wenn Sie eine scharze Katze im Kohlenkeller vor sich haben oder dunkel gewandete Menschen auf einer schwarz ausgekleideten Bühne … Übrigens: hier gibt´s noch mehr zum Fotografieren am Abend.
Und wieder: Zurückstellen nicht vergessen!
– Selbstverständlich funktioniert die Belichtungskorrektur auch beim analogen Fotografieren – da ist sie sogar vielleicht noch wichtiger, weil Sie (außer, Sie sind ein Labor-Fuchs) nicht mehr nachträglich in der Bearbeitung “etwas drehen” können.
Diese Möglichkeit steht Ihnen in der Digitalfotografie natürlich immer noch offen. Aber Sie werden merken, dass man da durchaus an Grenzen stößt – ein “vermurxtes” Foto retten Sie auch am Computer nicht mehr wirklich.
Also frisch losprobiert: Die nächste weiße Wand bei Sonnenschein wird wirklich weiß und das nächste Dämmerungs-Motiv zum Ah-und-Oh-Knaller!
Wie man die Belichtungskorrektur bei scheinbar “ganz alltäglichen” Motiven verwenden kann oder auch für künstlerische Effekte einsetzt: Lesen Sie dazu mehr in “Künstlerisch wertvoll und alltagstauglich – Belichtungstipps II“.
Und wenn Sie sich fragen, wie das denn in Sachen “Schneebilder” mit Kamera und Kälte aussieht: Hier gibt´s auch ein paar Tipps zum Winterschutz.